Genüssliches Fastenmahl am Dobratsch
Leere Teller an Tag 1 und 2
Nach wochenlangen Besprechen und Durchdenken bin ich nun bereit für eine Fastenperiode. iIcht zum ersten Mal, schon in den letzen Jahren im Zuge meiner Tätigkeit als Sportwissenschafterr im Vivamayr Altaussee habe ich mich immer wieder auf diese Reise zu mir selbst begeben und immer gute Erfahrung gemacht. Seit April jedoch bin ich raus aus der Gesundheits-Bubble und jetzt versuche ich es das erste Mal in freier Wildbahn. Die ruhige Zeit kommt mir gelegen. Ich nütze den Lockdown und bin bereit. Bereit sein, dass ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Durchziehen. Die Eigenerfahrung und hunderte Patientengeschichten bestätigen dies – die Entscheidung fällt im Kopf. Was ich mir vorgenommen habe für die nächste 2 Wochen:
Entgiftung und Abführung mit Magnesiumcitrat zu Darmentleerung – warum? Weil der Darm das Zentrum unseres Immunsystems ist! Bildhaft gesprochen – der alte Dreck soll raus und danach funktioniert die Aufnahme von Nährstoffen wieder viel besser!
Wiederherstellung des Säure- Basen Gleichgewichts (Basenpulver, basische Ernährung). Was habe ich mir dazu vorgenommen?
Da bleibt nicht mehr viel übrig oder?
Es fällt mir überraschend leicht am ersten Abend nichts zu essen. Der Bauch grummelte ein wenig doch eigentlich war ich voller Energie und genoss die freie Zeit. Ich trinke viel nehme brav das Basenpulver und am Abend auch einen TL MgCitrat in lauwarmen Wasser zum Abführen und Entgiften. Schon Franz Xaver Mayr sagte “Der Tod liegt im Darm” Hier ist das Zentrum des Immunssystems und viele Krankheiten sind auf einen unfunktionelle Verdauung zurückzuführen.
Es geht überraschend gut. Auch in der Früh bin ich nicht sonderlich hungrig und die Energie ist gut. Ich habe einen vollen Kalender mal sehen, wie es mir da geht? Der Tag startet mit einem Personal Training vor Ort. Mein Kunde ist ein wenig besorgt wegen Corona Fällen in seiner Umgebung, doch ihm geht es ganz gut. Nach dem Termin mach ich mich ans Einkaufen. Jede Menge Gemüse für die nächsten Tage steht auf der Liste. Von Kürbis über Karotten, rote Rüben, Sellerie bis hin zu Kohlsprossen und natürlich Kartoffel!
Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass ich speziell in den ersten Tagen schnell an Gewicht verliere und das ich als magerer Typ nicht zu viel Substanz abbauen darf, damit mir nicht die Kraft ausgeht. Daher stehen auch Proteinquellen am Speiseplan: Hummus, jeden 2.Tag ein Ei, Schafstopfen und ganz wichtig auch hochqualitative Fette. 1 Stamperl Leinöl am Tag gehört unbedingt dazu – mei is das fein 😉
Es geht auch mittags gut, trotz dem Rieseneinkauf wird nicht gekocht und auch am Abend geht es ganz gut ohne. Einstellung ist alles. Im Kopf wirds irgendwie schummrig, aber dann doch auch klar. Auch nach zwei Online Trainings habe ich noch immer gute Energie und bin auch am Abend voller Tatendrang.
Normalerweise bin ich gerade beim Fasten doch immer ziemlich müde, diesemal noch gar nicht. Vielleicht liegt es auch an meinem Fastenbuddy. Auch meine Freundin Marion ist mit an Board und zieht das Ding durch. Sie ist konsequent wenn sie etwas angeht und hat schon mehrfach über Tage nichts gegessen – kompromisslos, diese MovEva!
Mit einem Basenpulver gehts zu Bett – doch dann gehts los! Pünktlich zur Leberzeit zwischen 02:00 und 04:00 bin ich munter. Die Leber pocht und lässt mich nicht mehr einschlafen. Die Entgiftung ist voll im Gange – wär ja auch recht nach mittlerweile 38 h ohne Nahrung. Auch Marion hat es erwischt. Sie windet sich vor Schmerzen im unteren Rückenbereich. Seit einigen Tagen spürt sie immer wieder das ISG Gelenk, doch jetzt scheint es unerträglich zu sein!
Dieses unangenehme Nebenerscheinung ist beim Fasten immer wieder zu beobachten. Gerade wenn der Rücken schon ein wenig beleidigt ist, verstärkt das Fasten die Symptome. Der Dickdarm ist nämlich mit der Rückenfsazie verbunden. Und wenn dann die Entgiftung im Darm einsetzt wird auch die Rückenfaszie mit Millionen von Schmerzsensoren unter Zug versetzt und meldet sich. Nächtliche Faszienübungen und eine Wärmeflasche beruhigen die Sache und lassen Marion wieder einschlafen.
In der Früh steht dann gleich Rückenmobilisation am Programm. Ich knete sie ein wenig durch, wir mobilisieren gemeinsam und dann gibts noch ein entspannendes Tape auf den Rücken. Gefrühstückt wird wieder nichts und der morgendliche Lauf an der frischen Luft kann starten. Ganz wichtig beim Laufen im Fastenmodus: Tempo rausnehmen! Bewegung im Sauerstoffgleichgewicht fördert die Entgiftung und überfordert nicht. Die Körperfunktion fahren runter, der Körper befindet sich im Notmodus, daruaf heißt es zu achten!
Wie findest du hier dann das richtige Tempo? Nasenatmung ist der Schlüssel. Solange du ausreichend Sauerstoff über die Nase bekommst funktioniert die Energiebereistellung aerob. Es werden vorwiegend Fette verbrannt. Kohlenhydrate werden nach 44h Fasten nicht mehr viele zur Verfügung sein. Gerade auch weil sich mein Hirn gestern die Glucosereste geschnappt hat. Doch der Körper ist schlau, wir sind nicht verloren ohne Kohlehydrate. Der Körper ist bei KH-Restriktion in der Lage Ketonkörper aus Fetten zu bilden und so Energie für höhere Belastungen bereit zu stellen. Schon ziemlich cool. Wenn du das öft machst gehts
Wie sehr man eine Suppe schätzt!
schneller, beim ersten Mal Fasten kann es durchaus länger dauern, d.h. 5 bis 7 Tage. Im Urin können die Ketonkörper gemessen werden und auch Spitzen-Ausdauerathleten machen sich diesen Effekt für das Ausdauertraining zu nutze und trainieren viel unter KH-Restriktion!
Gerade in der Umstellungsphase fallen höhere Belastungen schwer, deshalb bewusst rausnehmen! Auch ich merk es bei meinem Waldlauf, bergauf geht es nicht so locker wie sonst, aber ich genieße die frische Morgenluft und tauche ein in den Fasten-Flow!
Normalerweise zeigen sich am dritten Tag viele Entgiftungssysmptome. Kopfschmerzen, leichter Schwindel, Kraftlosigkeit – all dies ist diesmal nicht der Fall. Gut am Sonntag hab ich bei der Nachspeise schon nochmal ordentlich zugelangt und eine Extraportion Eis gab es auch noch, aber ansonsten habe ich mich auch in den letzten Wochen schon ser bewusst ernährt. Ein gesunder Lebensstil scheint sich wirklich auszuzahlen. Es geht mit viel Energie durch den Tag. Keine negativen Effekte – und ich faste immer noch. Mittlerweile schon 48h. Am Abend gibt es dann eine wohlschmeckende Basensuppe. Marion zieht das Ding weiter durch. Sie bleibt bei Basenbrühe.
Fehlalarm! Alles läuft rund, beinahe. Mein morgendlicher und routinemäßiger Stuhlgang pünktlich um 0600 entfällt. Hmm? Schon alles draußen? Ich mir da nicht so sicher, aber dies scheint nur ein kleiner Schönheitsfehler zu sein. Der Zungen-Check zeigt einen unappetitlichen gelbern Film – ja wir entgiften auch über die Zunge! Wie auch schon die letzte Tage wird gleich in der Früh das Ölziehen praktiziert. Da gibt es eigene Mischungen in der Apotheke, doch auch Kokosöl erfüllt den Zweck und so wird das Öl ordentlich eingespeichelt und für 10 Minuten durch die Mundhöhle gezogen. Ausspucken, ausspülen, Zähne putzen und ab in den Tag! Einige Trainings stehen an, ich mache wie gewohnt mit, motiviere meine Kunden zu Höchsteistungen! Ein gelungener Fastentag!
Die erhöhte Dosis MgCitrat zeigt Wirkung und am Morgen flutscht es wieder in der Toillete. Ja beim Entgiften verschiebt man seine Prioritäten und kleine Dinge werden plötzlich ganz wichtig. In der Früh wache ich jeden Tag mit 100ten Ideen auf, schreibe alles sofort nieder um mit meinem breiigen Fastenhirn nicht zu vergessen. Momente der vollen Klarheit wechseln mit dem Gefühl von Brain-fog. Nicht nur Villach ist seit Tagen im Nebel, zwischendurch auch mein Gehirn! Aber ich kann mich nicht beklagen, noch hab ich meine Autoschlüssel nicht öfter als sonst gesucht!
Die Zeit verfliegt und mit der Energie geht es immer noch erstaunlich gut. So entschließen wir uns auf eine Fastenwanderung zu gehen um der Villacher Nebelsuppe zu entfliehen. Eine lockere Runde soll es sein, mit dem vorrangigen Ziel Herbstsonne fürs Gemüt zu tanken. Wir gehen eine Mirnockrunde von der Südseite. Marion ist zu Beginn ziemlich Gaga im Kopf, sie hat auch heute wieder nicht gefrühstückt. Stefan, ihr Bruder, ist auch mit von der Partie, er kann nicht ganz glauben, dass seine Schwester seit 5 Tagen nichts mehr gegessen hat. Schon nach wenigen Metern sind die Beine und auch die Arme sehr schwer und fühlen sich an wie Gummi. Der Blick lässt eher auf eine durchzechte Nacht schließen. Aber sie ist ja aus einem besonderen Holz geschnitzt und Schritt für Schritt wirds besser. Wir erreichen nach 2:20 h den Gipfel, gar nicht schlecht für diese Ausgangslage. Wir genießen den traumhaften Ausblick hoch über dem Nebelmeer, blicken auf den Milstätter See – in die Berg sei’ma gern! Stefan stärkt sich mit Jause und Müsliriegel, wir nehmen einen großen Schluck Fastentee – das gewohnte Gipfelbier fällt heute leider aus. Beim Abstieg beginnt mein Magen ein wenig zu Grummeln, der Zustand im Kopf fühlt sich irgendwie lustig an, doch der Hunger hält sich in Grenzen.
Zuhause bin ich dann schon ordentlich hungrig und die mit Liebe zubereite Kürbissuppe mit frischen Kräutern entschädigt. Wir zelebrieren jeden Löffel, auch Marion entscheidet sich nach 5 Tagen für Suppe statt Gemüsebrühe. Durch das späte Mittagessen fällt das Abendessen aus, die 14h Fasten sollen ja eingehalten werden, aber mit jedem Löffel kommt die Energie zurück- das gibt Kraft für morgen. Da steht nämlich die Dobratsch Überschreitung über den Südsteig mit meinen Kumpels an. Was werden die wohl sagen wenn ich ihnen erzähle, dass ich seit 6 Tagen nichts Festes gegessen habe!
Was für ein Ausblick!
Heute wird dann doch gefühstückt. Das erste Mal auch wieder mit Protein. Ein Spiegelei mit Gemüse steht am Speiseplan, damit die Tour über den Südsteig auf den Dobratsch auch gelingt. Es geht los, im Nebel und trostloser Herbstimmung machen wir uns auf den Weg. Meine Sorge, dass der Schritt im Fastenzustand zu schnell wird erübrigt sich auch schnell. Die „Pferdelunge“ Alex hat gestern zu tief ins Glas gesehen und damit ist auch er heute nicht bei vollen Kräften. Es geht voran und über uns lockert sich der Nebel. Wir tauchen durch dei Nebeldecke. Ein imposanter Blick übder das Gailtal und zu den Julieren eröffnet sich. Der Steig wird steiler, die Beine sind gut. Ein richtiger Wadlbeißer dieser Südsteig.Nach ca. 3h merk ich das die Schritte nicht mehr ganz so locker sind. Einsam zieht es uns nach oben, als wir dann zum Jägersteig stoßen merken wir, dass wir nicht die Einzigen sind, die aus dem Nebel flüchten wollten. Wir suchen uns ein windstilles Rastplätzchen in der Sonne und stärken uns. Special- Menü: Kürbissuppe in der Thermoskanne und Kartoffel mit Kräutern – beinahe ein Festmahl am Gipfel. Alex bekommt nicht viel runter, doch auch ihm tut die warme Suppe gut. Meine Schilderungen übers Fasten sind in den letzten Jahren doch immer wieder auf Kopfschütteln unter meinen Freunden gestoßen, doch zunehmend steigt das Interesse an diesem Thema, auch bei den ganz harten Jungs. Selbst Martin der diese Ansätze immer als “Gogglwerk” abgetan hat macht sich ernsthaft Gedanken, ob er er auch mal versuchen sollte. Die nächtlichen Kämpfe mit seiner Verdauung regen zum Nachdenken an.
Genüssliches Fastenmahl am Dobratsch
Hinab gehts über den spektakulären Aloisia Steig. Die Waldläufer sind voll im Flow – einfach nur herrlich das mediterrane Flair der Dobratschsüdwand lässt uns juchazen! Eine tolle Tour mit der Erkenntnis, dass der Fettsoffwechsel voll im Gang zu sein scheint. Kein Hunger, gute Energie – Fastenflow würde ich das nennen!
Was liegt dahinter? Der Körper ist in der Lage Kohlenhydrate durch die Bildung von Ketonkörpern zu substituieren und Energie zu liefern. Dieser Umstellungsprozess ist im Harn nachweisbar und durchaus das Ziel einer Fastenkur. Im Zustand der Ketose setzt auch die Autophagie (Zellreinigung) ein. Eine wahre Verjüngungkur für den Körper. Humbug – keines Wegs. Für die Entschlüsselung des Fastengehimnisses gab es 2016 immerhin den Nobelpreis.
Erfahrung und genrell ein gesunder Lebensstil scheint sich auszuzahlen. Man erreicht diesen Zustand schneller, wenn man es schon öfter gemacht hat und generell gesund lebt. ist der Ketosezustand erst einmal erreicht, gibt es eigentlich keine Einschränkungen in der submaximalen Leistungsfähigkeit und die reduzierte Nahrungszufuhr fällt gar nicht mehr schwer.
Learnings aus der ersten Woche:
Mal sehen was uns in Woche 2 erwartet -weiter gehts!
Use it or Lose it!